Monatsarchiv: April 1914

Inserate.

Exotische Photos

in Farben scènes animées. Probesendung inkl. Kat 2,-, 5,- u. 10,- K (Briefmarken.) Postkarten verweigert. J. Reinmann, Hamburg 31.

(26. April 1914)

 

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Wochenkinematograph vom 26.4.1914

In Albanien herrscht ein Fürst, der wohl alles unserer Monarchie ver­dankt. Nicht nur das Land wurde vor uns befreit, auch der Thronbesteigung Wilhelms von Wied haben wir mächtig vorgearbeitet. Und nun zeigt uns der junge Potentat plötzlich die kalte Schulter, indem er eine österreichische De­pu­tation nicht empfängt.
Bist untreu, Wilhelm, oder tot – ­was soll dein langes Säumen?
Am Ende hat der junge Herrscher den Ehrgeiz, völlig zum Albaner zu wer­den, und diese interessante Nation ist bekanntlich doch nicht von der über­tünchten Höflichkeit Europas heimgesucht. Wilhelm hat sich sehr rasch assimiliert.

*

Man soll aber niemanden beglücken wollen, denn seit Menschen­ge­den­ken erntet jeder Wohltäter Undank. Wozu einen lebensschwachen winzi­gen Staat ins Leben setzen, einen armen Wurm, der bald von allen getreten werden wird. So wie Männer mit gewissen Krankheiten keine Ehe eingehen und keine Nachkommen zeugen sollen, dürfen gewisse Staaten, die selbst von natio­na­len Zerwürfnissen heimgesucht werden, keine anderen Staaten erzeugen wollen. Es gibt eben auch eine Hygiene der Staaten.

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Wochenkinematograph vom 19.4.1914

Die Feiertage sind verrauscht, und der Refrain aller Zeitungsartikel war der ewige Friede. Kapazitäten aller Länder haben versichert, die Völker Euro­pas hätten keinen Grund, sich die Hälse abzuschneiden, und die Friedens­idee mache immer größere Fortschritte.

Nun wäre natürlich an eine Herab­setzung der Rüstungen zu denken, aber davon ist nichts zu hören. Der Friede war nur ein Osterei mit sehr zer­brechlicher Schale, und wir kön­nen wieder unseren letzten Heller für Kano­nen und Panzerplatten her­geben. Solange die Diplomaten den Frieden pre­digen, ist noch nichts getan, die Generale und Kanonen­fabrikanten müßten die Idee aufgreifen.

Frankreich ist der eigentliche Störenfried, denn seine Diplomaten und Finanz­leute versorgen die kleinen Raufbolde am Balkan mit Geld und Rat­schlägen. Weiterlesen

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Inserate.

Koffer-Winkler

Vornehme, solide Qualitäts-Marken. Preise konkurrenzlos!

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Amerikanische Schrank- und Bahnkoffer
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Leder- und Ladenkoffer
Hut- und Schuhkoffer,
Kupee- und Toilettekoffer
Engl. Leder-Pachtaschen,
Necessaire-Taschen und Lederwaren.

Josef Winkler & Söhne
Wien, I. Himmelpfortgasse 7

Telephon Nr. 8207, 31.338

(12. April 1914)

 

 

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Osterspaziergang.

(Nicht von Goethe).

Gehen wir hinaus in den Frühling in die von kei­nem Wintersportler ver­un­zier­te Natur. Siehst du die Hänge des Kah­lenbergs, des noch nicht elektri­fi­zier­ten, der dicht be­laubt ist von Blättern, eng bedruckt von em­pfind­samen Feuilleto­nis­ten?

O, wie schön ist Wiens Umgebung, angefangen vom nörd­lichen Cot­tage, wo der Auernheimer balzt bis an die Süd­bahn­strecke, dem wein­seligen Adam Mül­ler Gutten-Brunn am Gebirge! Schon im Prater, auf der Ringstraße, wo sich nächstens die Kinder an den Er­wach­se­nen ein Beispiel nehmen können – überall „Frühlings Erwachen“. Und Osterfrieden. Vor dem Parlament flattert jubelnd keine Fahne, denn der Paragraph 14 herrscht, und da wird weder das Banner, noch der Wähler aufgezogen; überall grünt es auf den Trottoirs von hinaus­getragenen Kaf­fee­­hausgärten, nur im Freien sind die Wie­sen reich bepflanzt mit Wurst­papieren und leeren Bierflaschen. Weiterlesen

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Wochenkinematograph vom 12.4.1914

Der Balkankrieg ist zu Ende gegangen, und so wird dort nach alter Ge­wohn­heit weiter gekämpft, weil dort alles Lüge ist. Frieden halten heißt dort ewig raufen, Bündnis heißt, sich gegenseitig die Messer in den Rücken stechen, und Kultur heißt morden und plündern.

Seit man eine Weltgeschichte hat, ist noch kein slawisches Reich gese­hen worden, welches Ordnung gehalten hat, und es gibt kein größeres Un­glück für die Kultur, als wenn die Slawen in die Höhe kommen.

In solchen Zeiten finden sich in Ungarn Käuze, welche nach Petersburg wallfahrten, um dort die Unabhängigkeit Ungarns zu retten. Es sind Herren von der Unabhängigkeitspartei, und sie sind in der Tat ganz unabhängig – von allen Gesetzen der Vernunft.

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Der Herr von Albanien kostet jetzt die Freuden eines Balkanherrschers aus. Kaum betrat er den Boden seines Reiches, gab es einen Aufstand, aber keine Armee. Die Armee soll nun Essad Pascha zusammenstellen, doch fragt sich’s, ob das dem Fürsten Wilhelm zum Heil gereichen wird. Er kann wohl nach altem Muster beten: ,,O schütze mich vor meinem Gene­ral; vor meinen Feinden will ich mich selbst schützen.“

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Es ist ein wahres Glück für den Weltfrieden, daß die Mächte der Tripel­entente ihre dringenden inneren Sorgen haben. So vor allem England, wo die Ulsterleute rebellieren und die Armee streikt. Weiterlesen

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Drahtlose Telephonie.

– Grossartig! Da ist es gelungen, vom Eiffelturm aus den Gesang eines Tenors zu vernehmen, der bei Brüssel eine Arie vorgetragen hat!

= Da ist nichts dabei. Wenn ich in der Stadt um 2 Uhr nachts im Gast­haus sitze, hör’ ich förmlich meine Frau zu Hause in Mariahilf Zeter und Mordio schreien.

(5. April 1914)

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Ein Rencontre.

Liebe Caricaturen! Neulich war ich in einem vor­neh­men Wiener Cafe gerade an­wesend, als sich fol­gen­der Dialog am Nebentische abwickelte:

Ein Student: „Mein Herr, Sie haben mich einen dummen Trottel genannt!“
Der Herr: „Das stimmt.“
Der Student: „Ich werde Ihnen dafür meine Zeu­gen senden!“
Der Herr: „Das ist nicht notwendig. Ich glaub’s Ihnen auch ohne Zeu­gen!“

(5. April 1914)

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Wochenkinematograph vom 5.4.1914

In der französischen Kammer tagt eine Kommission mit richterlichen Be­fugnissen, um herauszubekommen, woher der Gestank in der Rochette-Affäre komme.
Jaures, der sozialistische Phrasen­drescher, ist der Leiter dieser selt­sa­men, echt französischen Zufallsbehörde, die auf einmal alle Staatsgewalt an sich gerissen hat, und führt die Sache sehr ehrlich durch, so daß jede Partei ihren Klecks bekommt. War aber hiezu eine Kommission nötig? Weiterlesen

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